Herausfordernde Zeiten für Bestatter – Sterben während Corona
6. Januar 2021
Den Verstorbenen ein letztes Mal aufgebahrt zu Gesicht bekommen, das erleichtert Vielen den schweren Verlust eines geliebten Menschen. Genauso verhält es sich mit Trauerfeiern. Ein warmer Händedruck, eine liebevolle Umarmung und gemeinsames Beisammensitzen sind ein großer Trost in solch einem schweren Moment.
Als Bestatter hätten wir uns nie zu träumen gewagt, dass gerade diese beiden grundlegenden Bedürfnisse innerhalb weniger Tage verboten sein würden. Doch Corona hat unser bisheriges Arbeitsleben auf dem Kopf gestellt. Verabschiedungsräume, die wir eigens zum Zwecke eines würdevollen langsamen Abschieds eingerichtet haben, mussten zum ersten Lockdown schließen. Kein Verstorbener durfte aufgebahrt werden, nicht einmal dann, wenn dieser nachweislich nicht an Corona verstorben war. Und da die meisten Krankenhäuser zu dieser Zeit nicht einmal Angehörigen todkranker Menschen einen Besuch erlaubten, kann man sich vorstellen, vor welch schwerer Aufgabe wir im Umgang mit Hinterbliebenen standen, denen doppelt der Abschied verwehrt worden war.
Zwar dürfen Beerdigungen unter freiem Himmel wieder mit unbegrenzter Teilnehmeranzahl stattfinden, doch Trauerhallen, die ein gemeinsames Abschiednehmen bei schlechten Wetterkonditionen ermöglichen, müssen nach wir vor geschlossen bleiben. Und ist der Verstorbene Corona-negativ, darf dieser immerhin wieder aufgebahrt werden.
Vor einer noch größeren Hürde stellte uns im März 2020 die Einhaltung der Abstandsregeln. Keine tröstenden Worte, kein Händedruck, kein Augenkontakt, die gesamte Beratung fand plötzlich am Telefon statt, Urne und Sarg mussten aus dem Katalog ausgesucht werden, statt dass man diese in unserer großen Ausstellung zuvor begutachten konnte. Angehörige haben wir damals zum ersten Mal erst am Tag der Trauerfeier gesehen. Und ehrlich gesagt, das war nicht mehr die Arbeit, weswegen wir Bestatter geworden sind.
Zum Glück wurde auch in diesem Bereich nachgebessert. Mit Maske und Abstand dürfen wir die Hinterbliebenen immerhin persönlich empfangen, und zwar in unserer großen Trauerhalle, wo normalerweise 30 Menschen Platz finden, um die Ansteckungsgefahr zu verringern.
Unser Ziel ist es nach wie vor jedem Verstorbenen eine würdevolle Bestattung und jedem Hinterbliebenen einen tröstenden Abschied zu ermöglichen. Selbst in der schwer Corona-Zeit.
Wir möchten uns bei der WAZ bedanken, die unsere Nöten und Sorgen in einem beeindruckenen Artikel festgehalten hat, den Sie hier kostenfrei online nachlesen können: